Die Waldgruppe ist ein fester Bestandteil unseres Evangelischen Kinderhauses „Unterm Himmelszelt“ und bietet mit seinem wald- und naturpädagogischen Konzept den Kindern unter dem „freien“ Himmelszelt bei Wind und Wetter, im Sommer wie im Winter einen erlebnisreichen und entwicklungsfördernden Spiel- und Entdeckungsraum - die NATUR.
Die Kinder erleben sich als unmittelbarer Teil der Natur. Sie entdecken den Wald ganzheitlich – also mit allen Sinnen - und werden bei Ihrem individuellen Lernen in und mit der Natur begleitet und unterstützt.
Ebenso erschließt sich den Kindern der Wald als Natur- und Lebensraum für sie selbst – aber auch für die Tiere und Pflanzen, welche dort leben. Ein sensibilisierter und wertschätzender Umgang mit dieser Ressource liegt uns am Herzen.
Als fester Standort und Rückzugmöglichkeit dient ein geräumiger, beheizbarer Bauwagen auf dem von der katholischen Pfarrgemeinde St. Mammas zur Verfügung gestellten Waldstück. Als Notunterkunft steht uns bei Unwettern o.ä. Räumlichkeiten im evangelischen Gemeindehaus Reutti zur Verfügung, um auch in diesem Fall eine Betreuung der Kinder zu sichern.
Warum wir Wald so schätzen:
- weil wir den Spielraum in freier Natur nutzen, um den Bewegungsdrang und die kindliche Neugierde zu stillen,
- weil wir dort natürliches Spiel- und Lernmaterial entdecken
- weil wir die Natur dort in Ihrem Jahreszeitenwechsel hautnah erleben.
2 Jahre Waldkindergarten Reutti
Der Waldkindergarten in Reutti existiert nun seit zwei Jahren. Nachdem er am 15. Februar 2023 eröffnet wurde, ist in dieser Zeit ganz schön viel passiert. Ob dies nun im pädagogischen Alltag, bei gemeinsamen Aktionen mit Eltern oder durch die Kinder selbst geleistet wurde, ist ganz unterschiedlich.
Auf unserem Waldgelände haben wir einen Bauwagen als Schutzraum eingerichtet. Dieser dient den Kindern dazu, sich bei Bedarf aufzuwärmen und eine kurze Auszeit vom Wetter zu nehmen, um neue Energie für das Abenteuer im Wald zu sammeln.
Von den Kindern, die damals mit gestartet sind, ist mittlerweile nur noch ein Kind im Waldkindergarten. Dieses Kind ist sehr stolz darauf und erzählt immer wieder gerne von den Anfängen und wie es damals war. Es ist überrascht, wie schnell diese Zeit vergangen ist, und kann sich manchmal kaum daran erinnern, wie alles am Anfang war.
In diesen zwei Jahren hat sich bei uns richtig viel getan. Das erste Ostern, das erste Weihnachten, die erste Faschingswoche mit der Party am Donnerstag – viele besondere Erlebnisse schmücken unseren Alltag und sorgen immer wieder für Staunen bei den Kindern. Unser erstes großes Projekt, das uns über ein halbes Jahr lang begleitet hat, war „Wer wohnt wo?“. Dafür haben wir einen eigenen Stadtplan gestaltet. Danach entstand die Idee, sich gegenseitig in den eigenen Häusern zu besuchen. Ein echtes Highlight war auch die Besteigung des Ulmer Münsters – von dort oben konnten wir fast bis zu unserem Waldkindergarten schauen!
Egal ob es die Matschpfützen oder die Matschküche sind: Bei uns sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die „Arbeit“ – so nennen die Kinder das freie Spielen im Waldkindergarten – wird niemals langweilig. Da entstehen schon mal laute Geräusche, wenn die Motorsäge angeworfen oder der elektrische Bohrer benutzt wird. Aus Stöcken kann einfach alles entstehen: Manchmal wird der Stock zur Eiswaffel und der Matsch zur Eiskugel. Gefrorene Matschpfützen verwandeln sich erst in Eislaufbahnen und später in Baustellen – immer wieder faszinierend zu beobachten.
Die Matschküche ist eine Eisdiele, Plätzchenbackstube und Pizzeria in einem. Ein einfacher Kletterbaum ist selten nur ein Kletterbaum. Er wird oft zu einer Wohnung für Tiere, Menschen oder Fantasiewesen oder auch mal zur Werkstatt. Wie Astrid Lindgren einmal sagte: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“ – genau das finden wir auch im Waldkindergarten so wichtig. Die Fantasie und die Ruhe der Kinder entfalten sich am besten, wenn sie die Zeit und den Raum dafür haben.
Darüber hinaus unterstützen die Eltern tatkräftig bei der Holzverarbeitung fürs Feuer oder bringen kreative Ideen ein, wie etwa den Bau eines Kletterelements, einer Wippe oder unterschiedlichster anderer Elemente, die von und mit den Eltern errichtet wurden. Dafür danken wir den Eltern sehr. Die leuchtenden Kinderaugen sind der tägliche Beweis dafür, wie wertvoll diese Arbeit ist. Wenn ein Kind stolz erzählt „Das hat mein Papa gemacht“ oder „Da war ich mit Mama dabei“, spürt man die Bedeutung dieses gemeinsamen Engagements. Wie ein Sprichwort sagt: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ Genau dieses Miteinander macht unseren Waldkindergarten so besonders.
Seit dem 01.10.2023 sind alle 15 Kinder in unserer Gruppe angekommen und bilden eine harmonische Einheit. Natürlich sind es nicht immer die gleichen 15 Kinder – einige wechseln durch Umzug die Einrichtung oder kommen durch den Übergang in die Schule nicht mehr in den Waldkindergarten. Im Morgenkreis wird die Anwesenheit überprüft, und gemeinsam stellen wir fest, wer fehlt. Dies ist für die Erkundungen im Wald wichtig, da so jeder weiß, wer da sein muss, und die Kinder haben dadurch das Gefühl, nicht verloren zu gehen. Die älteren Kinder helfen den Jüngeren beispielsweise beim Klettern oder Öffnen der Vesperdosen, und alle arbeiten Hand in Hand zusammen. Dieser Teamgeist und die gegenseitige Unterstützung machen unseren Waldkindergarten so besonders.
Das pädagogische Personal wechselt alle drei Wochen die Gruppen, so können sich die Kinder für drei Wochen intensiver mit einem Thema beschäftigen. Der regelmäßige Wechsel sorgt außerdem dafür, dass jedes Teammitglied mit allen Kindern in Kontakt kommt. Dies ermöglicht eine ganzheitlichere Beobachtung und Einschätzung der individuellen Entwicklung eines jeden Kindes. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Vorbereitung von Entwicklungsgesprächen ein, die die Bezugserzieherin anschließend mit den Eltern führt.
Um unser pädagogisches Angebot zu bereichern, treffen sich die Rehkitze (Kinder im ersten Kindergartenjahr), die Rehe (Kinder im zweiten Kindergartenjahr) und die Rehböcke (Vorschulkinder) einmal wöchentlich zu altersspezifischen Aktivitäten. Diese themenbezogenen Treffen geben auch ruhigeren Kindern die Möglichkeit, in einem kleineren Rahmen ihre sprachlichen Fähigkeiten zu entfalten und Selbstvertrauen zu gewinnen.
Unsere Waldfamilie besteht aus 15 Kindern, drei pädagogischen Mitarbeitern, einer dualen Studentin, einem FSJler und all den Mamas, Papas, Geschwistern und weiteren Familienangehörigen, die unseren Kindergarten bereichern.